Dortmund. Es war mehr als nur ein Fachtreffen – die erste regionale Dialogkonferenz des Projekts GLEICH teilhaben am 7. April im Haus der Vielfalt war ein echtes Ausrufezeichen für eine umfassende solidarische Geflüchtetenarbeit in Nordrhein-Westfalen. Vertreter*innen des Projekts aus Dortmund, Düsseldorf, Mönchengladbach sowie Expert*innen aus Wissenschaft, Wohlfahrt, Zivilgesellschaft, Kommunen, Politik und vor allem Mitglieder von migrantischen Organisationen kamen zusammen, um zu zeigen: Wir übernehmen gemeinsam Verantwortung – nachhaltig und nah an den Menschen.
Organisiert vom Bundesverband NeMO, rückt das Projekt GLEICH teilhaben gezielt die Bedarfe von geflüchteten Menschen in besonders schwierigen Lebenslagen in den Fokus. Ob Frauen mit Gewalterfahrung, Menschen mit Behinderung oder ältere Menschen – hier geht es nicht um Symbolpolitik, sondern um praktische Unterstützung in den Kommunen, die ankommt.
Wie das konkret aussieht, machte Elaine Yousef, Koordinatorin des Projekts in Dortmund, mit Einblicken in ihre Arbeit deutlich. Sie begleitet Frauen mit Fluchterfahrung, die Gewalt erlebt haben – mit Geduld, Empathie und vor allem mit dem Aufbau von Vertrauen. „Ein sicherer Raum ist oft der Anfang, um sich öffnen zu können“, sagte sie.
Beeindruckend ist, wie Yousef ein ganzes Netzwerk an Unterstützungsstrukturen geknüpft hat: Von der AWO über Frauenhäuser bis hin zu psychosozialer Beratung – migrantische Organisationen sind hier nicht nur Mittler, sondern starke Partner auf Augenhöhe. Das spiegelte sich auch in der Vielfalt der Teilnehmenden wider: Über 20 Vereine und mehr als 15 Organisationen waren vor Ort – ein starkes Zeichen für Zusammenhalt in der lokalen Geflüchtetenarbeit. Vor allem die vielen Aktiven, die sich in den Vereinen engagieren, konnten sich über ihre Arbeit austauschen.
In den Diskussionsrunden wurde schnell klar: Ohne migrantische Organisationen geht in der Geflüchtetenarbeit nichts mehr. Dr. Andreas Deimann Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Reyhan Güntürk vom Kommunalen Integrationszentrum Dortmund und David Konrad vom Paritätischen NRW betonten unisono, wie wichtig diese Strukturen für eine funktionierende, inklusive Gesellschaft sind.
Ein weiterer spannender Einblick kam aus Düsseldorf, wo das Projekt ursprünglich auf geflüchtete Menschen mit Behinderung fokussiert war. Aleksandra Dillmann vom Verbund Netzwerk Düsseldorfer Migrant*innenorganisationen (NDMO) zeigte, wie dieser Fokus mittlerweile erweitert wurde – etwa auf Angehörige. „Wenn wir Familien stärken, stärken wir das ganze System“, brachte sie es auf den Punkt und zeigte damit auf, wie komplex Vulnerabilität gesellschaftlich aufgefangen werden muss.
Durch den Tag führten Hannah Fischer vom Welthaus Dortmund und Dr. Andrés Otálvaro vom Leitungsteam GLEICH teilhaben. Im Ausblick machten Elina Chernova (NDMO e.V.) und Dr. Wilfried Kruse (ebenfalls vom Leitungsteam) deutlich: Flucht und Ankommen bleiben eine Daueraufgabe – nur mit so engagierten Netzwerken vor Ort können wir diese Aufgabe bewältigen.
Die nächsten Schritte stehen schon: Am 3. Juni geht es weiter mit einem Austauschforum – diesmal mit noch mehr Raum für Kooperation und Planung gemeinsamer Projekte. Hier können sich die interessierten Gäst*innen erneut austauschen und die Arbeit vertiefen.
Für Elaine Yousef ist der Weg klar: „Die Resonanz war riesig. Bei mir haben sich schon Vereine aus Essen und Wuppertal gemeldet, die durch die Veranstaltung auf uns aufmerksam geworden sind. So können auch zukünftig andere Kommunen von unserem Modell zur Arbeit mit geflüchteten Menschen profitieren – das ist der eigentliche Erfolg.“
Infos zu den weiteren geplanten Regionalkonferenzen gibt es hier.
Foto: Suliman Almogharbel
Die Broschüre mit dem besprochenen Fallbeispiel aus Dortmund gibt es hier: