VeMo e.V. warnt vor Spaltung der Gesellschaft: Kriminalität ist kein Migrationsproblem

von: VeMO e. V.

Nach Medienberichten über Raubüberfälle und Attacken gegen Teilnehmer*innen des CSD von Jugendlichen mit Migrations- und Fluchtgeschichte lud der Verband der Migrantenorganisationen Halle (Saale) e.V. (VeMo) zu einem Pressefrühstück ein, um rechten Populismus entgegen zu treten.

„Als Verbund der Migrant*innenorganisationen können wir nicht für alle Menschen mit Migrationsgeschichte sprechen, aber wir sehen es als eine gesellschaftliche Verpflichtung, ein gemeinsames demokratisches Zusammenleben zu fördern“, erklärt Satenik Roth aus dem Vorstand von VeMo. „Die Berichterstattung über Jugendkriminalität in Halle in der letzten Zeit suggeriert, dass Kriminalität ein Migrationsproblem sei und dem stellen wir uns zusammen mit anderen Akteur*innen aus der Stadt entschieden entgegen.“

„Wir denken an Zusammenhalt und nicht Spaltung der Gesellschaft”, wird Noel Kabore von VeMo in der Mitteldeutschen Zeitung nach dem Pressefrühstück zitiert. Zum Gespräch eingeladen waren auch Vertreter*innen der Stadt Halle, darunter Oliver Paulsen, Referent für Grundsatzangelegenheiten und Leiter des Dienstleistungszentrums für Integration und Demokratie, sowie Robert Schönrok, Beauftragter für Migration und Integration.

„Wir erleben eine Zeit, in der Migranten für alle Probleme wie steigende Kriminalität verantwortlich gemacht werden. Da wird ein Zerrbild gezeichnet”, ordnet Oliver Paulsen beim Gespräch den aktuellen Diskurs über Jugendkriminalität ein. Laut ihm seien 60 bis 70 Prozent der Täter*innen deutscher Herkunft, auch wenn aktuell vor allem Täter*innen mit Migrationsgeschichte im Bereich der Schule festgestellt werden. Bei einer Attacke gegen Teilnehmende des Christopher Street Days (CSD) in Halle konnten zwei junge Afghanen als Täter ermittelt werden. Die Vertreter*innen der Stadt und von VeMo stellen sich entschlossen gegen jede Form von Gewalt. Es sei in diesem Fall aber nicht klar, ob die Herkunft etwas mit der Attacke zu tun habe. Die größere Zahl von Attacken von rechten Täter*innen werde bei der Berichterstattung darüber hinaus schnell vergessen. Die Gäste beim Pressefrühstück sind sich einig: Das Thema der Kriminalität ist eine soziale Frage und keine der Migration.

„Wenn wir über Jugendkriminalität reden, reden wird über Jugendkriminalität. Wir reden nicht über die eine Gesellschaft und die andere.“, wird Noel Kabore außerdem zitiert. Er betont, dass z.B. auch Menschen mit Migrationsgeschichte beim CSD mitgelaufen sind und Gegenüberstellungen nur zur gesellschaftlichen Spaltung beitragen. Die Stadtgesellschaft, die in Wirklichkeit vielfältig ist, wird durch solche Zuschreibungen falsch und einseitig abgebildet.

Dinge wie die Interkulturelle Woche (IKW) oder die laufenden Projekte von VeMo wie z.B. GLEICH teilhaben können für mehr Sichtbarkeit sorgen von in Halle lebenden Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte. Das kann Vorurteile abbauen und die Vielfalt der deutschen Gesellschaft besser abbilden, anstatt zu spalten. Koordinatorin Olga Hollek sieht eine der Ursachen für die Jugendkriminalität außerdem darin, dass es zu wenig Angebote für Jugendliche gibt. Trotz Projekten fehlen oft die Finanzierung und kostengünstige Räumlichkeiten. Die etablierten migrantischen Organisationen wie VeMo engagieren sich seit vielen Jahren dafür, ein Sprachrohr für die hier lebenden Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte zu werden. Ein wichtiger Schritt ist es, sich öffentlich gegen rechtspopulistische Strömungen zu positionieren und gesellschaftliche Probleme richtig einzuordnen.

Foto: Abdullatif Dabbas

Verband der Migrantenorganisationen Halle (Saale) e.V.

Wir sind Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte, die in der Stadt Halle (Saale) und der näheren Region leben. Wir bringen auf lokaler Ebene aktiv kulturspezifisches Wissen und vielfältige Perspektiven ein, die für den Aufbau einer demokratischen Migrationsgesellschaft wichtig sind. Unser Ziel ist das respektvolle Zusammenleben in Anerkennung und Würde für alle. Dafür haben wir uns im Verband der Migrantenorganisationen Halle (Saale) e.V. (VeMo) zusammengeschlossen. VeMo bietet Migrantenorganisationen, aber auch Initiativen und Einzelpersonen eine herkunfts- und kulturübergreifende, parteipolitisch neutrale, überkonfessionelle und demokratische Plattform zur Teilhabe.

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